Der Chasselas

Einige behaupteten, dass der Chasselas wegen seiner Ähnlichkeit mit einer orientalischen Rebsorte, dem Fayoumi, aus Ägypten mitgebracht worden sei. Auch eine Verbindung zur Türkei wurde angedeutet. Ein Botschafter von Franz I. soll Rebstöcke mitgebracht haben, um das Spalier des Königs in Fontainebleau zu bepflanzen. Die letzte Legende besagt, dass er in dem Dorf, das seinen Namen trägt, in Burgund geboren wurde.

Der Ampelologe José Vouillamoz hat den verschiedenen Legenden über den Ursprung dieser Rebsorte ein Ende bereitet. Durch die Verknüpfung von genetischen, historischen und linguistischen Daten konnten die Wissenschaftler nämlich nachweisen, dass der wahre Ursprung des Chasselas imGenferseebogen liegt. Es wäre sogar sehr wahrscheinlich, dass er im Kanton Waadt beheimatet ist. In den ältesten Dokumenten wurde die Rebsorte übrigens unter den Namen Lausannois, Luzannois oder auch Fendant erwähnt.

Der Name Fendant stammt von einer Chasselas-Art, deren Beeren sich auf Fingerdruck spalten. Im Gegensatz zur Sorte "Giclet", bei der die Beeren spritzen. Die Waadtländer ließen den Namen Fendant und sogar Chasselas nach und nach zugunsten von Dorfbezeichnungen wie Dézaley, Féchy usw. fallen. Seit seiner Einführung im Jahr 1848 wird der Name Fendant im Wallis als Bezeichnung für Chasselas verwendet. Ab 1936 kämpften die Walliser für den Schutz dieser Bezeichnung und schafften es 1966, sie zu schützen. Seitdem ist der Name Fendant ausschließlich dem Kanton Wallis vorbehalten. 

Der Chasselas ist ein Wein, den man als Terroirwein bezeichnen kann. Das heißt, er ist nicht sehr aromatisch und wird viel von seiner Umgebung weitergeben: Lage, Boden, Arbeit im Weinberg und im Keller. 

Je nach Region wird er in einem anderen Stil vinifiziert. Im Wallis wird der Chasselas von seiner Lebendigkeit und seiner Trinkbarkeit getragen. Er wird als einfacher und frischer Aperitifwein betrachtet. Im Kanton Waadt wird der Chasselas mit mehr Fülle vinifiziert. Die Waadtländer führen bei ihren Weinen die zweite Gärung (Malo lactique) durch, wodurch der Wein fetter wird. Dies ermöglicht die Herstellung von Weinen für die Gastronomie. In Neuenburg sind die Chasselas-Weine sehr oft "unfiltriert". 

Die Antwort wird Sie sicher überraschen, aber ja, der Chasselas ist ein Wein, der sich sehr gut lagern lässt. Es stimmt, dass der Chasselas meist ein Wein ist, der recht jung, innerhalb von 1 bis 3 Jahren nach seiner Abfüllung, getrunken wird. Allerdings kann ein alter Chasselas-Jahrgang bei der Verkostung wirklich interessant sein. Wir hatten die Gelegenheit, Chasselas zu verkosten, die mehr als 20 Jahre alt waren, und die waren umwerfend! Die Mondial du Chasselas veranstaltet manchmal öffentlich zugängliche Verkostungen alter Jahrgänge. 

Es gibt mehrere Faktoren, die das Altern eines Weins im Allgemeinen beeinflussen. Zunächst einmal spielt die Lagerung des Weins eine entscheidende Rolle. Sie brauchen einen geeigneten Keller. Zweitens spielt die Art des Korkens eine wichtige Rolle für die Alterung eines Chasselas. Ein Schraubverschluss hat andere Auswirkungen als ein Korkverschluss.